Von Nina Gunić, Revolutionär-Kommunistische Organisation BEFREIUNG (RKO BEFREIUNG), 29.01.2015, www.rkob.net
Zum vierten Jahrestag des Aufstandes gegen das Regime von Mubarak in Ägypten kam es überall auf der Welt zu großen Demonstrationen gegen das momentan herrschende Militärregime von General Sisi. In Ägypten selbst gab es massive Straßenschlachten, die mindestens 20 Tote zur Folge hatten. Ein besonders berührendes Bild ging am Abend des Jahrestag um den Globus, das Shaimaa al-Sabbagh, eine junge ägyptische Frau, zeigt, der am Vorabend der Proteste in den Kopf geschossen wurde. Sie steht aufrecht, während ihr Mann und Vater ihres gemeinsamen Kindes vor ihr kniet und sie fest umarmt. Es waren ihre letzten Atemzüge, die auf diesem Foto festgehalten wurden. Sie ist nur eines von so vielen Gesichtern, die für das Leid des unterdrückten ägyptischen Volkes unter der Diktatur Sisi steht.
In Solidarität mit diesen mutigen Aktivistinnen und Aktivisten gab es auch eine Demonstration mit etwa 600 TeilnehmerInnen am 25.01. in Wien. Die RKO BEFREIUNG, die ArbeiterInnenorganisation ROTER WIDERSTAND und die Jugendorganisation RED*REVOLUTION riefen zur Teilnahme an dieser Solidaritätsdemonstration auf.
Es ist lächerlich, dass angeischts so wichtiger Weltereignisse wie die Anti-Regimeproteste in Ägypten wegen dem Attentat auf ein rassistisches Magazin wie Charlie Hebdo eine solche Hysterie in den imperialistischen Ländern losgetreten wurde. Das Attentat gegen Charlie Hebdo war abzulehnen und kontraproduktiv, weil es eine massive Repressionswelle gegen Muslime provozierte. Es war aber keineswegs ein Anschlag auf freie Meinungsäußerung oder ähnliches wie von der Regierung und vielen „Linken“ behauptet. Ganz im Gegensatz zum brutalen Vorgehen des Regimes in Ägypten, welches in den letzten 18 Monaten über 6.000 Menschen ermordete! Unser Protest gegen die imperialistische Heuchelei war daher ebenso Thema der Demonstration am 25.01. wie der Kampf für volle Gleichberechtigung unserer muslimischen Brüder und Schwestern auch in Österreich.
Wir waren mit unseren ägyptischen Brüdern und Schwestern kämpferisch und lautstark trotz Schneefall stundenlang auf der Straße. Gemeinsame Losungen wie „Hoch die internationale Solidarität!“ wurden gerufen. Zahlreiche Rednerinnen und Redner, unter anderem der Sprecher der ägyptischen Gemeinde, Ibrahim Ali, traten auf und verurteilten das Regime in Ägypten und die Heuchelei der Imperialisten auf Schärfste.
Unser Sprecher, Michael Pröbsting, war ebenso einer der Redner und machte dabei unter Applaus und starker Zustimmung der DemonstrationsteilnehmerInnen klar: „Die Generäle, die Mächtigen, die Herrschenden, die Superreichen wollen dem Volk in Ägypten keine Freiheit geben! Sie tun alles um das arbeitende Volk in Ägypten zu zertreten, zu töten, zu ermorden! (...) Wir wissen und wir haben gelernt in den letzten Jahren, dass die Herrschenden, die Mächtigen einen Krieg führen gegen das arbeitende Volk in Ägypten. Und nicht nur in Ägypten. Die Herrrschenden und die Mächtigen führen einen Krieg gegen die Muslime in vielen Ländern. Sie führen einen Krieg gegen alle Menschen, die für Freiheit, für Demokratie und für soziale Gerechtigkeit eintreten. Und auch bei uns in Österreich gibt es eine immer größere Hetze gegen die muslimischen Brüder und Schwestern. Die Regieurng möchte die Muslime mit dem sogenannten Islamgesetz zum Bürger zweiter Klasse machen. Und wir sagen, und ich sage als Nicht-Muslim, ich sage als Österreicher, ich sage als Kommunist: Nieder mit dem Islamgesetz! Gleiche Rechte für Muslime!“
Einmal mehr wurde auch mit der Rede von Genosse Pröbsting klargestellt, dass wir nicht zu denen gehören, die „Je suis Charlie!“ rufen. Wir gehören zu denen, die für Freiheit und Gleichberechtigung aller Unterdrückten und damit auch unserer muslimischen Brüder und Schwestern kämpfen. Wir sagen daher: „Je ne suis pas Charlie!“ (Ich bin nicht Charlie), sondern vielmehr „Nous sommes Shaimaa!“ (Wir sind Shaimaa).
Wichtig ist die aktive Solidarität mit all den heldenhaften Kämpferinnen und Kämpfern, die Schweiss, Tränen und Blut im Kampf gegen das ägyptische Militärregime in Strömen vergießen. Diese Helden dürfen nie vergessen werden. Die rassistischen Zeichner von Charlie Hebdo, die ideologische Hilfsdienste für die Kriegszüge des imperialistischen Frankreichs gezeichnet haben, sind dagegen sicherlich nicht unsere Helden.
In diesem Sinne, im Sinne der Freiheit des ägyptischen Volkes und einem Sieg gegen das Regime Sisi, im Sinne der vollen Gleichberechtigung unserer muslimischen Brüder und Schwestern überall auf der Welt, im Sinne des Kampfes gegen Imperialismus und gegen all seinen Freunden – wir haben gestern gegen sie gekämpft, wir kämpfen heute gegen sie und wir werden morgen gegen sie kämpfen! Gemeinsam mit unseren Brüdern und Schwestern für ein Ende der Unterdrückung!