V. Die seltsame Beweisführung des Herrn Pfeifer – Teil 3:

 

Die Reinwaschung des zionistischen Nazi-Kollaborateurs Rudolf Kastner

 

Für besondere Empörung bei Pfeifer sorgte folgender Absatz in meinem Artikel:

 

„In Ungarn arbeiteten der berüchtigte Nazi-Mörder Adolf Eichmann mit dem zionistischen Funktionär Dr. Rudolf Kastner zusammen. Im Austausch für die Dienste der Organisation von Kastner bei der Verwaltung und Befriedung der Konzentrationslager, ließ er die Auswanderung eine begrenzten Anzahl von Juden und Jüdinnen nach Palästina zu.“

 

Ich habe in meinem Artikel den Fall Kastner nicht ausführlicher behandelt, sondern als eines von mehreren Beispielen der Kollaboration zionistischer Organisationen mit faschistischen Regimes genannt. Als weitere Beispiele seien hier noch das Haavara-Abkommen erwähnt – welches die Auswanderung vor allem der wohlhabenderen deutschen Juden nach Palästina zwischen 1933 und 1939 gewährleistete – sowie die Kooperation zwischen der zionistischen Militärorganisation Haganah und der deutschen SS. (46)

 

Es ist bezeichnend, daß Pfeifer auf die anderen Beispiele nicht eingeht. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens kann er die Tatsachen dieser Kollaboration schwerlich leugnen, also breitet er besser den Mantel des Schweigens darüber. (47) Zweitens aber versucht er mittels des Falles Kastner eine Verbindung zwischen mir bzw. dem ArbeiterInnenstandpunkt und dem Nazi-Historikers Irving herbeizuführen. Wie macht er das? Indem er als „Beweis“ ein Zitat aus einem auf David Irving’s Website veröffentlichten Artikel eines gewissen Adam LeBor anführt, indem dieser ebenfalls über den Fall Kastner schreibt. Diese „Beweisführung“ ist eine Verhöhnung selbst der einfachsten Standards der formalen Logik, ganz zu schweigen der intellektuellen Redlichkeit. Pfeifers „Logik“ bewegt sich ungefähr auf dem gleichen Niveau wie jene, die eine Ähnlichkeit zwischen uns und Haider herstellten, als dieser in den 1990er Jahren in Worten ebenfalls den Sozialabbau der SPÖ/ÖVP-Regierung verurteilte. Oder jene Stalinisten, die als Beweis für den „konterrevolutionären Charakters“ der Trotzkisten deren Verurteilung des Hitler-Stalin-Paktes 1939 anführten, wo dieser doch auch von der bürgerlichen Öffentlichkeit verdammt wurde.

 

Pfeifers Beweisführung sagt aber auch auf anderer Ebene viel über seine politische Haltung aus. Denn anstatt Kastners Zusammenarbeit mit den Nazis zu verurteilen, widmet er ein gutes Drittel seines gesamten Artikel seiner Verteidigung! Aber in seiner leidenschaftlichen Verteidigung des Nazi-Kollaborateurs Kastner umgeht Pfeifer den Kern der Sache. Als einer der führenden Vertreter des ca. 700.000 Menschen umfassenden ungarischen Judentums hatte Kastner – neben Joel Brand einer der führenden zionistischen Funktionäre in Ungarn – eine zentrale Verantwortung für deren Schicksal. Das Ziel der Nazis bestand darin, die geplante Vernichtung der ungarischen Juden in möglichst geordneten Bahnen durchführen zu können. Eine vehemente Gegenwehr der 700.000 jüdischen Ungarn wäre für die Nazis gefährlich gewesen. Man muß sich dabei vor Augen halten, daß im März 1944 die deutsche Wehrmacht eine Niederlage nach der anderen einstecken mußte und die sowjetische Armee unwiderstehlich vordrang. Die bislang verbündeten Staaten in Osteuropa drohten von Nazi-Deutschland abzufallen. Genau aus diesem Grund besetzte die Wehrmacht Ungarn. In dieser Situation fürchteten die Nazis jede Form des Massenwiderstandes. Sie sahen beim heroischen Aufstand des Warschauer Ghettos im April 1943, zu welch übermenschlichen Widerstandsanstrengungen die Juden in der Lage waren (und das in einer militärisch viel aussichtloseren Situation als in Ungarn Mitte 1944). Daher lag ihnen einiges an der Zusammenarbeit mit führenden Zionisten, die ihnen helfen würden, die ungarischen Juden unter Kontrolle zu halten.

 

Der Nazi-Schlächter Adolf Eichmann – Organisator der Deportationen der ungarischen Juden – selbst bestätigte später in einem Interview auf zynische Weise diese Überlegungen.

 

„Dieser Dr. Kastner war ein junger Mann etwa in meinem Alter, ein eiskalter Rechtsanwalt und fanatischer Zionist. Er war damit einverstanden, die Juden von einem Widerstand gegen die Deportationen (nach Auschwitz, d.A.) abzuhalten – und sogar für Ordnung in den Sammellagern zu sorgen – wenn ich dafür meine Auge zudrücken würde und ein paar hundert oder ein paar tausend junge Juden illegal nach Palästina auswandern ließe. Es war ein guter Tausch. Um die Ordnung in den Lagern zu gewährleisten, war der Preis von 15.000 oder 20.000 Juden – letztlich waren es vielleicht sogar mehr – für mich nicht zu hoch.“ (48)

 

Und so geschah es dann auch. Kastner konnte einen Zug mit ca. 1.700 ungarischen Juden - darunter zahlreiche Mitglieder der ungarisch-jüdischen Wirtschaftselite, Kastners Familienmitgliedern aus dem Ort Kluj sowie zionistischen Jugendlichen – in die Schweiz bringen. Im Austausch dafür rührte er nicht nur keinen Finger, um Widerstand gegen die Deportationen in die Vernichtungslager in Auschwitz zu organisieren. Er verständigte die ungarischen Juden nicht einmal über die bevorstehenden Deportationen und überließ sie ihrem Schicksal. (49)

 

Pfeifer rechtfertigt Kastners Handeln vollauf und zeigt damit, was für ein menschenverachtender, reaktionärer Zionist er ist, für den jüdisches Menschenleben nur Bauernopfer für den Staat Israel sind. Er behauptet, Kastner wäre nicht in der Lage gewesen, die ungarischen Juden zu verständigen. Was für ein Unsinn! Man braucht sich dafür nur Kastners eigene „Erklärung“ für sein Verhalten durchlesen. Ich zitiere die entsprechende Stelle aus dem Gerichtsprotokoll:

Tamir (der Rechtsanwalt der Gegenpartei): Dr. Kastner, hätten sie die anderen Städte (wo Juden lebten, d.A.) anrufen können, so wie sie Kluj anriefen?

Kastner: Ja, das ist richtig.

Tamir: Warum haben sie dann nicht die Juden in all diesen Städten verständigt, um sie zu warnen?

Kastner: Ich tat das nicht, weil ich dazu nicht genug Zeit hatte.” (50)

 

Der Zionist Kastner hatte also keine Zeit für ein paar Telefonate, um die ungarischen Juden vor der drohenden Deportation nach Auschwitz zu warnen! Jeder weitere Kommentar ist überflüssig.

 

 

 

 

 

(46) Siehe Klaus Polkehn: Zusammenarbeit von Zionismus und deutschem Faschismus; in: AL KARAMAH, Nr. 9, 1988, http://www.aldeilis.net/zion/zionhol12.html

 

(47) Neben den weiter unten genannten Buch von Lenni Brenner sei noch auf den Artikel des israelischen Marxisten Yossi Schwarz: The cold-blooded stance of the Zionists in the face of the Holocaust (www.marxist.com) hingewiesen.

 

(48) Adolf Eichmann in einem Interview, daß er 1955 dem niederländischen Nazi-Journalisten Willem Sassen gab. Es wurde nach Eichmanns Verhaftung 1960 im Life-Magazin veröffentlicht. Zitiert bei Lenni Brenner: Zionism in the Age of the Dictators - A Reappraisal (1983); http://www.marxists.de/middleast/brenner/

 

(49) Diese Zusammenarbeit wurde im übrigen auch von einem israelischen Gericht in erster Instanz anerkannt. Erst nachdem Kastner wegen seiner Vergangenheit bei einem terroristischen Attentat ums Leben kam, wurde dieses Urteil aufgrund des großen Drucks der Labour-Regierung zugunsten ihres Parteifreundes Kastner vom Obersten Gericht aufgehoben.

 

(50) Zitiert bei Lenni Brenner: Zionism in the Age of the Dictators - A Reappraisal (1983); http://www.marxists.de/middleast/brenner/