Pakistan: Junge Ärzte kämpfen für ihre Rechte

Von Shujat Liaqat (Revolutionary Workers Organization, Sektion der RCIT in Pakistan), 25.7.2012

 

Der Kampf der jungen Ärzte in den öffentlichen Spitälern der Provinz Punjab zeigt auf, wie verwahrlost das Gesundheitssystem in Pakistan ist. Ebenso sieht man eindeutig, wieviel – oder besser gesagt wie wenig – der KapitalistInnenklasse am Leben und Wohl der ArbeiterInnenklasse liegt.

 

Die Forderungen


Die jungen Ärzte sind am 18.Juni in den Streik getreten. Der Streik wird angeführt von der Vereinigung Junger Ärzte (Young Doctors Association, kurz: YDA). Die jungen Ärzte bekommen derzeit ein sehr mickriges Gehalt und fordern dementsprechend eine nennenswerte Lohnerhöhung. Laut den Angaben der YDA bekommen die jungen Ärzte derzeit ein Gehalt von gerademal 24.000 rupees (entspricht 211 Euro, Anm. des Verfassers), was nur einen Bruchteil des Gehaltes eines Stenographen bei Gericht entspricht (65.000 rupees).

 

Die Einführung eines passenden Gehaltsschemas für Ärzte, Krankenschwestern und das medizinische Hilfspersonal wird ebenso gefordert. Derzeit bleiben die jungen Ärzte für viele Jahre in ein und derselben Gehaltsskala. Ebenso wird die massive Aufstockung des Budgets für das Gesundheitssystem gefordert, das derzeit bei lächerlichen 0,3% des Bruttoinlandproduktes liegt. Der Protest richtet sich auch gegen die derzeitigen Pläne einer Privatisierung des Gesundheitssystems.

 

Polizeibrutalität und die Lügen der Medien


Die Regierung der Provinz Punjab, geführt von Shahbaz Sharif, ignorierte die Forderungen der jungen Ärzte und schickte sogar brutale Polizeischläger gegen die Ärzte los. Das Ergebnis sind 450 verhaftete Ärzte sowie zahlreiche Schwerverletzte.

 

Die bürgerlichen Medien, die Politiker wie die gesamte Punjab-Regierung haben eine massive Verleumdungskampagne gegen die jungen Ärzte losgetreten. Sie verkünden dabei, dass die jungen Ärzte gar kein Recht hätten in den Streik zu treten. Sie haben sogar die Lüge verbreitet, dass als Resultat des Streiks Patienten zu Tode kamen. Diese widerlichen Reichen und wohlhabenden Mittelschichts-Angehörigen, die alle mitsamt viel, viel mehr verdienen als die jungen Ärzte, wollen ihnen weißmachen, dass Ärzte als Angehörige eines „edlen Berufsstandes“ nicht nach Lohnerhöhungen trachten sollten. Und – so behaupten sie – habe die Regierung gar nicht das Geld zumal die jungen Ärzte angeblich genug bezahlt bekämen und somit jede Art von Lohnerhöhung nicht möglich sei.

 

Die Medien haben die jungen Ärzte dabei als Kriminelle dargestellt, die zu Recht von der Polizei attackiert wurden. Natürlich haben die Medien den jungen Ärzten auch gar keine Möglichkeit gegeben irgendeine Form von Stellungnahme dazu abzugeben.

 

Unbeugsame Ärzte

 

Es scheint als seien die jungen Ärzte vollkommen isoliert. Selbst die bürgerlichen Oppositionsparteien stellen sich in dieser Frage auf die Seite der Regierung. Aber die jungen Ärzte treten weiter mutig für ihre Forderungen ein.

 

Unglücklicherweise bekommen die jungen Ärzte dabei überhaupt keine Unterstützung von der offiziellen ArbeiterInnenbewegung. Zumindest aber gibt es einige Solidaritätsaktionen linker Gruppen. Auch haben die Ärzte, die den Polizeiattacken ausgesetzt waren, Unterstützung von den jungen Ärzten anderer Provinzen erhalten. Vertreter und Vertreterinnen der medizinischen Hilfskräfte wie auch der Krankenschwestern haben angekündigt in den Streik zu treten, wenn die verhafteten Ärzte nicht freigelassen werden und wenn mit den FührerInnen des Ärztestreiks nicht verhandelt wird.

 

Der Streik hat eine politische Krise entzündet. Die Regierung hat Ärzte aus der Armee eingesetzt, um die jungen Ärzte zu ersetzen und den Streik zu zerschlagen. Das hat den Konflikt aber in keinster Weise beendet, so dass die Justiz eingegriffen hat und die Regierung bat, die Forderungen der jungen Ärzte zu akzeptieren wie auch die Ärzte ermahnte, den Streik zu beenden und ihren Arbeitspflichten wieder nachzugehen.

Die Regierung aber lehnt es entschieden ab, diese Forderungen aufzugreifen, weil sie Angst hat damit Schwäche zu zeigen und ein Übergreifen des Streiks auf andere Bereiche des öffentlichen Sektors befürchtet. Das könnte sich sonst zu einer mächtigen Massenbewegung entwickeln.

 

Solidarität!

 

Die jungen Ärzte haben nun erneut begonnen, zu protestieren und Demonstrationen im gesamten Land zu organisieren, um weiter für ihren Kampf zu mobilisieren.

 

Die Revolutionary Workers Organization (RWO) unterstützt in voller Solidarität die Forderungen der jungen Ärzte. Mitglieder der RWO haben sich den Streikposten angeschlossen, um gemeinsame Aktionen auf die Beine zu stellen. Zusammen mit radikalen Medizin-StudentInnen fordern wir den Aufbau von Aktionskomitees an der Basis in allen öffentlichen Spitälern, die sowohl die jungen Ärzte als auch die Krankenschwestern und das medizinische Hilfspersonal umfassen und den Streik anführen.

 

* Für den Sieg des Streiks der jungen Ärzte!

 

* Für die Anhebung der Löhne! Für ein passendes Gehaltsschema für die jungen Ärzte, die Krankenschwestern und das medizinische Hilfspersonal!

 

* Für eine massive Aufstockung des Budgets im Gesundheitsbereich!

 

* Gegen alle Privatisierungspläne des Gesundheitssystems!

 

* Für Solidaritätsaktionen der ArbeiterInnenbewegung und der StudentInnenorganisationen! Für einen gemeinsamen Kampf gegen die Sparpolitik der Regierung, Arbeitslosigkeit und für ein öffentliches Beschäftigungsprogramm zur massiven Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Ausbau des Gesundheits- und Sozialbereichs. Ein solches Beschäftigungsprogramm muss durch die massive Besteuerung von Reichen und multinationalen Konzernen finanziert werden!