Fukushima – Schrecken ohne Ende

AKW-Skandal in Japan zeigt, dass der Kapitalismus unsere Zukunft gefährdet

Cartoon by Carlos Latuff 2011
Cartoon by Carlos Latuff 2011

Von Nina Gunić, 10.8.2013

 

 

Als wäre es nicht schändlich genug, was vor zwei Jahren auf Grund der extrem fahrlässigen Vorgehensweise der Kapitalisten in Japan passiert ist, gibt es jetzt wieder Horrormeldungen über das strahlenverseuchte Fukushima. Nach wie vor wurde der Betreiber TEPCO nicht zur Verantwortung gezogen. Im Gegenteil: Um das Unternehmen nicht noch mehr zu „belasten“ hat der Staat entschieden, einzugreifen und die horrenden Kosten für den Bau eines Art Schutzwalls zu übernehmen. Dieser Wall ist eine Art gefrorene Schutzmauer, die verhindern soll, dass sich weiterhin Grundwasser mit kontaminiertem Wasser vermischt und die Verseuchung damit viel weiter als das Gebiet um den Reaktor reicht.

 

In Wirklichkeit verseucht sich das Grundwasser schon seit dem 11.März 2011 als mit dem Beben der Reaktor defekt wurde. Es ist auch bekannt geworden, dass seitdem jeden Tag (!) 300 Tonnen kontaminiertes Wasser ins Meer fließen. Die Vorgehensweise der Firma TEPCO seit dem Reaktorunglück und schon davor ist mehr als verbrecherisch. Umso absurder wie bereitwillig die Regierung finanziell einspringt, damit der Konzern nicht noch mehr in Reparaturtätigkeit investieren muss. Arbeiten, die nebenbei bemerkt ausschließlich vom Betreiber TEPCO gezahlt werden müssten. Immerhin hat TEPCO das Unglück zu verantworten und hat sich mehr als kriminell verhalten.

 

 

 

Verbrecherischer TEPCO-Konzern

 

 

 

Die Liste der Verbrechen ist lang:

 

1) Die Entscheidung ein Kraftwerk zu bauen im Gebiet Fukushima wurde getroffen trotz des Wissens, dass es sich um ein stark erdbebengefährdetes Gebiet handelt. Doch die niedrigen Kosten für die Fläche waren zu verlockend für die Kapitalisten.

 

2) TEPCO verschwieg die Störung in der Anlage nach dem Beben. Sie hatten über all die Jahre trotz des Wissens um die Bedrohung durch ein Erdbeben nicht die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und kaum in die Sicherheitsanlagen investiert. Daher war auch das Kühlwasser, das nach dem Unglück verwendet wurde, Meerwasser und hat dementsprechend das Material stark angegriffen und weitere Lecks und Katastrophen riskiert.

 

3) TEPCO verschwieg die Ausmaße des Unfalls und vor allem wie sehr das kontaminierte Wasser schon ins Meer gedrungen war.

 

4) TEPCO setzte Arbeiterleben ohne mit der Wimper zu zucken aufs Spiel, um in der Zeit der Vertuschung der Ausmaße des Unglücks Reparaturen vorzunehmen. Wie gefährlich das Ganze war wurde den Arbeitern vorenthalten. Viele Hilfskräfte wurden geködert mit einer deutlich über den Durchschnittslohn liegenden Bezahlung. Besonders arme und verzweifelte Arbeiter wurden rekrutiert für diese Aufgaben und dürfen bis zum Rest ihres stark verkürzten Lebens mit den Folgen dieser Arbeiten kämpfen.

 

5) TEPCO spielte und spielt die Ausbreitung der Verseuchung runter. Dabei wurden schon vor 2012 festgestellt, dass Meerestiere, die 600km von Japan entfernt untersucht wurden stark radioaktiv verstrahlt waren. Es wurden ebenso Thunfische bei der Küste Kaliforniens gefangen, die eindeutig leicht verstrahlt waren. Wissenschaftlern nach zu urteilen sind letztgenannte zwar essbar – aber die Verbreitung der Verstrahlung im Pazifik ist eindeutig größer als behauptet wurde und schwerwiegender als es derzeit noch nachweisbar ist.

 

Mehr als widerwärtig zeigt sich am Beispiel Fukushima wie wenig Sinn es macht, nein – wie tragisch es für die Massen der Menschen ist – das jetzige System des „Profites über allem anderen“, das System des Kapitalismus, aufrecht zu halten. TEPCO und alles was sich in Fukushima ereignet hat ist eines der besten Beispiele um klar zu zeigen, dass der Menschheit eine lebenswerte Zukunft nur dann gewährleistet werden kann, wen die ArbeiterInnenklasse die Kontrolle der Wirtschaft und der Gesellschaft übernimmt.

 

 

 

Ein Notprogramm gegen die AKW-Katastrophe

 

 

 

Die Revolutionär-Kommunistische Organisation zu Befreiung (RKOB) und unsere internationale Organisation RCIT verurteilen scharf, was sich in Fukushima ereignet hat und die gesamte Vorgehensweise von TEPCO wie auch der kapitalistischen Regierung in Japan. Wir fordern:

 

* Verstaatlichung von TEPCO ohne Entschädigung und unter Kontrolle der Beschäftigten sowie der Betroffenen (lokale Bevölkerung, FischerInnen, usw.)! Die gesamte Anlage muss daher nicht nur unter Kontrolle der ArbeiterInnen, sondern der gesamten ArbeiterInnenbewegung gestellt werden!

 

* Öffnung der Geschäftsbücher wie auch Veröffentlichung aller Sicherheitsprotokolle und sämtlicher anderer Materialien rund um das AKW und die Ereignisse! Sofortige Einberufung eines Expertenteams durch die ArbeiterInnenbewegung, das den tatsächlichen Schaden ermittelt!

 

* Alle Schritte müssen dahin ausgerichtet werden das AKW so rasch es geht endgültig zu schließen und die gesamte Energiegewinnung von Atomkraft zu lösen! Statt dessen braucht es massive Investition in alternative Wege der Energiegewinnung, die umweltschonender und vor allem sicherer abläuft!

 

* Alle Verantwortlichen des Reaktorunglücks – sprich alle Vorstandsmitglieder, Manager und Leiter der Atomanlage, die zur Zeit des Unglücks im Amt waren und seitdem das Unternehmen führen – müssen vor ein ArbeiterInnentribunal gestellt werden und damit endlich zur Rechenschaft gezogen werden!

 

* Alle Kosten zur Beseitigung der Folgen der Katastrophe müssen durch die Superreichen, die UnternehmerInnen und Konzernchefs getragen werden! Deswegen müssen diese ohne Entschädigung enteignet werden! An alle Betroffenen im unmittelbaren Gebiet des Reaktors müssen sämtliche medizinische Kosten wie auch andere durch den Unfall verursachte Schäden sofort zurückgezahlt werden! Hohe Entschädigungszahlungen sind das mindeste was getan werden muss, um das Leid zumindest etwas zu lindern!

 

Der Kampf für diese Forderungen erfordert eine massive Ausweitung und Radikalisierung der Kampfmethoden. Demonstrationen, wie sie bisher stattgefunden haben, sind wichtig, aber nicht ausreichend. Der Kampf muss auch in die Betriebe getragen werden, um Streiks, Betriebsbesetzungen und Generalstreiks zu organisieren. Letztlich muss der Kapitalistenklasse die Macht entrissen werden durch eine sozialistische Revolution der ArbeiterInnenklasse.

 

Die heute führenden Kräfte in der japanischen ArbeiterInnenbewegung – die Gewerkschaftsbürokratie und die reformistische Kommunistische Partei Japans (sie erzielte 10% der Stimmen bei den Parlamentswahlen am 21.7.2013) – sind, ungeachtet mancher linker Phrasen, erwiesenermaßen eingefleischte Verteidiger des kapitalistischen Profisystems. Die Kommunistische Partei verteidigt z.B. die imperialistischen Großmachtansprüche Japans im Inselstreit mit China und Südkorea. Sie sind Verräter in den Reihen der ArbeiterInnenbewegung. Solange jedoch diese reformistischen Bürokratien an der Spitze der japanischen ArbeiterInnenbewegung stehen, gilt es, diese mit Forderungen nach der Organisierung des notwendigen Abwehrkampfes unter Druck zu setzen.

 

Entscheidend ist jedoch der zeitgerechte Aufbau einer wirklich revolutionären Partei Japans als Teil einer zukünftigen revolutionären Weltpartei der ArbeiterInnenklasse. Denn nur eine solche Partei kann die japanische ArbeiterInnenklasse zum Sozialismus führen!

 

Ein Fukushima darf nie wieder geschehen! Mehr denn je ist klar: Sozialismus oder Barbarei!