Rebecca Stauder, 21.12.2014, www.rkob.net
In Graz müssen Sexarbeiterinnen jede Woche 15€ für eine Zwangsuntersuchung zahlen, dabei haben sie keine freie Ärztewahl. Dabei ist es auch üblich das bis zu 100 Frauen bei einem Arzt in 2,5h untersucht werden sollen. [1] Es ist widerwärtig die Frauen zu dieser Untersuchung zu zwingen und sie auch noch dafür bezahlen zu lassen! Zusätzlich dazu sind wöchentliche Untersuchungen nicht verhältnismässig und dienen machen Freiern als Vorwand Sexuelle Leistungen ohne Kondom zu fordern.
Diese Regelung ist eine Frechheit, der ÖVP-Bürgermeister in Graz stellt sich in dieser Frage gegen jede Verbesserung der Lage, obwohl ein ähnlich Fall in Salzburg, wo über 3 Jahre lang rechtswidrig Gebühren (sogar 35€ für die Untersuchung!) von Sexarbeiterinnen gefordert wurden, bereits Konsequenzen nach sich zieht.[2] Nun wird der Erlass dieser ungerechten Gebühr und einer entsprechen Rückzahlung an die Betroffenen auch in Graz gefordert.
In Salzburg kam die zusätzliche Gebühr 2010 unter der früheren Gesundheitslandesrätin Erika Scharer von der SPÖ. Dies zeigt mal wieder, zu welchen Mitteln sowohl ÖVP als auch SPÖ greifen um vom den Unterdrücktesten zu profitieren! Das absurde daran ist, dass die Frauen in Zuge dieser Untersuchung nicht behandelt werden, lediglich bestimmte Geschlechtskrankheiten werden diagnostiziert. Deshalb sind zusätzlich zu den schon bestehenden Gebühren weitere fällig, beispielweise wenn Blut abgenommen wird (alle 6 Wochen 30€).
Diese Regelung einer wöchentlichen verpflichtenden Untersuchung wurde 1945 im Zuge des Geschlechtskrankheitengesetz, also vor 69 Jahren, eingeführt. Es gibt sie europaweit nur noch in Griechenland und Österreich. Frauen in Salzburg die das Geld zurück fordern wollen, stehen nun vor einer weiteren Hürde: zwei Anträge, einen bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft und einen beim Finanzamt für Gebühren müssen gestellt werden um das Geld zu bekommen.
Neben der finanziellen Belastung die dadurch entsteht, müssen Sexarbeiterinnen auch noch Körper- und Menschenrechtsverletzungen hinnehmen, wie zum Beispiel unnatürliche Schmerzen bei der Untersuchung. Selbst das UNO-Komitee gegen Folter spricht in dem Zusammenhang von Berichten “über angebliche Mängel an Privatsphäre und demütigende Umstände bis hin zu erniedrigender Behandlung bei medizinischen Untersuchungen am Wiener Gesundheitsamt”.
Die Einhebung von Gebühren ist nicht nur gesetzswidrig sondern ein Angriff auf die Rechte von Sexarbeiterinnen!
Deshalb fordern wir:
*Gratis Untersuchungen und Behandlungen von Sexarbeiterinnen, auf freiwilliger Basis und mit freier Ärztewahl!
*Sofortige Zurückzahlung aller rechtswidrig eingenommenen Gebühren!
*Gleiche Staatsbürgerschaftsechte für alle in Österreich Lebenden!
*Für Beratungsstellen und Selbstverteidigungskomitees um gegen Angriffe sowohl von Staat, als auch von Zuhältern, etc. vorgehen zu können!
Quellen:
[1]http://derstandard.at/2000006864083/ Sexarbeiterinnen-fordern-Ende-der-Pflichtuntersuchung
[2]http://salzburg.orf.at/news/stories/2673460/