Für uneingeschränktes Abtreibungsrecht sofort!

Anmerkung der Redaktion: Unsere Organisation RKOB wurde von Mitgliedern, die vormals in der Liga für die Fünfte Internationale (LFI) organisiert waren gegründet. Den folgenden Text  zählt RKOB somit zu ihrem programmatischen Erbe.

 

http://www.sozialistische-revolution.org/

 

Abtreibung ist Mord“ – dieser und andere widerliche Sprüche stehen auf den Schildern der AbtreibungsgegnerInnen, die vor den Abtreibungskliniken aufmarschieren, um dort ihre rückschrittliche Meinung zu verbreiten.

Und damit noch nicht genug. Sie tun das in einer Zeit, in der Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, noch immer von einer breiten Masse der Gesellschaft nicht verstanden werden, noch immer nicht unterstützt werden. Warum ist das so?

 

Geschichte der Abtreibung

 

Frauen haben in allen Kulturen seit jeher Abtreibungen vorgenommen. Es gab früher bestimmte Kräutermixturen, die einen Schwangerschaftsabbruch bewirkten. Ab 1852 wurde Schwangerschaftsabbruch in Österreich verboten.

Deswegen gab es aber keineswegs weniger Abreibungen! Frauen wurden durch ein Verbot der Freiheit über ihren eigenen Körper in die Kriminalität getrieben.

Viele führten Abtreibungen selbst im Hinterkämmerchen durch oder treiben in illegalen Einrichtungen mit katastrophalen hygienischen Zuständen ab. Frauen, die sich einer solchen Prozedur unterziehen, riskieren oft, sich selbst zu verletzen oder sogar bleibende Schäden davonzutragen.

 

Situation in Österreich

 

Trotz großen Widerständen der ÖVP und der FPÖ konnte 1975 die Fristenregelung in Österreich eingeführt werden. Abtreibungen innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft wurden damit straffrei gestellt. Zurzeit treiben jährlich ca. 30-40.000 Frauen ab, eine der höchsten Raten in Europa. Dies hängt vor allem mit der mangelnden Sexualaufklärung zusammen. Auch werden Verhütungsmittel nicht gratis verteilt. In anderen gibt es gratis Verhütungsmittel, die Abtreibungsraten sind deutlich geringer. Gerade die konservative Sexualmoral fördert somit indirekt Abtreibungen, indem nicht genügend Möglichkeiten angeboten werden, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

 

Die Ohnmacht über den eigenen Körper – ein Extrem der Frauenunterdrückung

 

Wir sprechen uns für eine allgemeine Entkriminalisierung der Abtreibung aus. Diese soll so früh wie möglich und so spät wie notwendig erfolgen können. Denn Frauen, denen verboten wird über ihren Körper zu entscheiden, wird verboten über sich selbst zu entscheiden! Frauen werden so immer mehr fremdbestimmt und in die Rolle der Mutter und Hausfrau gedrängt, werden nicht als gleichwertig akzeptiert. Es wird Frauen von vielen Seiten eingeredet, dass Abtreibungen schändlich und böse sind. Sie kommen so in eine abscheuliche Situation in einer ohnehin schwierige Situation auch noch gesellschaftlichem Druck ausgesetzt zu sein.

Darüber hinaus ist eine Abtreibung auch mit hohen Kosten verbunden. Die Krankenkasse zahlt nicht. Je nach Arzt müssen Frauen zwischen 300 und 800 Euro aus eigener Tasche zahlen.

 

Mittelalterliche Kirche

 

Verbunden mit der bürgerlichen Ablehnung der Abtreibung ist auch die katholische Kirche. Sie behauptet – auch unter Papst Benedikt – dass Abtreibung bedeutet „ein neues Leben zu töten“. Für sie ist die schwangere Frau nicht wichtig. Es ist ihre Aufgabe zu schweigen und zu ertragen. Sobald sie sich wehrt wird sie verteufelt. Das sind Zustände wie im Mittelalter!

Doch damit nicht genug. Die Kirche wehrt sich nicht nur gegen Abtreibungen, auch Kondome dürfen nicht verwendet werden. Es ist doch kein Wunder, dass mehr Frauen ungewollt schwanger werden, wenn ihre Partner, laut Papst, keine Kondome verwenden dürfen.

Selbst der Papst musste nun vor kurzem eingestehen, dass dieser reaktionäre Blödsinn wohl doch zu weit geht. Er sagt nun, dass Kondome in „besonderen Einzelfällen“ zur AIDS Prävention verwendet werden dürfen. Das ändert aber nichts daran, dass christliche Fundamentalisten nach wie vor Kampagnen gegen Abtreibungen führen.

 

Unterdrückung mit System

 

Immer noch ist Verhütung für viele ein Tabu-Thema. Es gilt dieses Tabu zu brechen, aber es gilt auch Frauen und Männern den Zugriff auf Verhütungsmittel zu erleichtern. Und zwar unabhängig davon, ob sie sich diese leisten können oder nicht! Verhütungsmittel müssen gratis ausgegeben werden.

Der breite Widerstand selbst gegen die Fristenlösung ist nicht zufällig. Konservative Kräfte definieren Frauen nach wie vor in erster Linie als Gebärmaschinen. Abzutreiben heißt für sie aus diesem Rollenbild auszubrechen und somit auch die Werte der „heilen Familie“ zu verraten. 77% dieser Abtreibungsgegner sind Männer. Dass Frauen auf eine solche Position reduziert werden, ist kein Zufall. Es dient dazu, die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau aufrecht zu erhalten. Während Männer arbeiten gehen, sollen Frauen sich um Kind und Haushalt kümmern.

Wir leben im Kapitalismus, einem System, dass nicht die Menschen sieht sondern nur den Profit, den man aus diesen schlagen kann. Wir Frauen müssen erkennen, dass wir in diesem System niemals frei sind, dass in diesem System immer versucht wird Ungleichheiten zu schaffen.

Doch müssen wir auch erkennen, dass auch innerhalb der Frauen Unterschiede bestehen. Manche haben genug Geld, um sich private Kinderbetreuung und Haushaltshilfen zu leisten. Für die meisten Frauen ist das nicht möglich. Sie müssen ihre eigene Zeit nützen, um unbezahlten Hausarbeit zu leisten. Wir müssen deshalb auch erkennen, dass wir nicht gegen „die Männer“ sind, sondern mit (fortschrittlichen) Männern gegen das System kämpfen müssen, das es immer mehr Menschen verunmöglicht ein angenehmes Leben zu führen.

Es ist unsere Aufgabe uns zu wehren, nicht über unsere Körper bestimmen zu lassen, sondern selbst aktiv zu werden, uns selbst zu organisieren und gegen die Unterdrückung und das damit verbundene System zu kämpfen!

 

* Völlige Legalisierung von Abtreibung für jede Frau! Abtreibung muss kostenlos sein!

* Für die Möglichkeit zu jeder Zeit der Schwangerschaft eine Abtreibung bzw. vorgezogene Geburt (unabhängig von den Überlebenschancen für den Fötus) durchführen zu lassen!

* Weg mit der Hetze und Tabusierung der Abtreibung!

* Flächendeckendes Angebot an Abtreibungskliniken! Bestmögliche medizinische Versorgung für alle Frauen, die abtreiben wollen!

* Freier Zugang zu Verhütungsmitteln!

 

Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus!

Kein Sozialismus ohne Frauenbefreiung!