Von Nina Gunić, Revolutionär-Kommunistische Organisation zur Befreiung (RKOB), 21.10.2013, www.rkob.net
Die derzeitigen Lohnverhandlungen der Metaller gehen am 22.Oktober in die vierte Runde. Die Kapitalisten haben von Anfang an hoch gepokert und wollten noch nicht einmal die Inflationsrate in ihrer tatsächlichen Höhe akzeptieren. Diese gilt seit langem als Maß für einen Mindestprozentsatz in den Gehaltsverhandlungen. Immerhin bedeutet ein Verhandlungsergebnis unter der Inflationsrate nichts anderes als eine starke Lohnkürzung. Von kapitalistischer Seite wurde gleich zu Beginn eine Inflationsrate von 2.1% statt 2.4% als Grundlage vorgegeben. Bis jetzt hat die Gewerkschaft der Metaller dies zurückgewiesen. Betriebsräte haben sogar aufgerufen heute vor den Betrieben zu protestieren. Die Verhandlungen der Metaller sind ein wichtiger Gradmesser für alle weiteren KV-Verhandlungen des Jahres.
Gewerkschaftsführer im Sektor Handel und Bergbau-Stahl knicken präventiv ein
Im Handel und der Branche Bergbau-Stahl dagegen haben die Gewerkschafter schon in der ersten Runde nachgegeben und eine Inflationsrate von 2.3% als Grundlage akzeptiert. Dies hängt auch damit zusammen, dass sie über die Absichten der Kapitalisten, die Inflationsrate niedriger anzusetzen, informiert waren und präventiv in die Knie gegangen sind. das ist besonders absurd angesichts dessen, dass die Verhandlungen in diesen beiden Branchen erst begonnen haben und die Metallerverhandlungen noch einiges rausholen könnten.
Auf diese Weise wird dank der verräterischen Führung der Gewerkschaften im Handel und Bergbau-Stahl nicht nur ein Angriff auf die Arbeiter im Handel/Bergbau zugelassen. Es wird auch der Druck der Kapitalisten in der Metallerbranche verstärkt. Gerade ein Schulterschluß aller Branchen wäre notwendig, um besonders gute Ergebnisse in den Gehaltsverhandlungen zu erzielen. Die verrotteten Gewerkschaftsführer, die schon lange keine Vorstellung davon haben, welche Schwierigkeiten die ArbeiterInnen in ihrem Arbeitsalltag zu bewältigen haben, sind lediglich auf ihre eigenen Taschen und Positionen bedacht. Dafür wiederum orientieren sie sich an einer „konstruktiven“ und „guten“ Verhandlung mit den Kapitalisten. Das bedeutet nichts anderes als weit unter dem zu gehen, was durch den Aufbau einer starken und kämpferischen Streikbewegung erkämpft werden könnte. Letzteres scheuen die Gewerkschaftsbürokraten wie der Teufel das Weihwasser. Diese Scheu haben die Gewerkschaftsbürokraten der Metaller keineswegs weniger. Sie stehen allerdings viel stärker unter dem Druck einer verhältnismäßig gut organisierten und kämpferischen Arbeiterschaft.
Die Manager der Metallindustrie haben sich allein für dieses Jahr eine Vergrößerung ihrer eigenen Bezüge in der Höhe von 4,5% genehmigt! Das entspricht sogar 1,1% mehr als die Gewerkschafter fordern! Hinzu kommen noch die Boni und andere Zuschläge, die sich das Management gerne einsteckt. Angesichts dessen und der Tatsache, dass im Jahr 2012 der Produktionswert der Metallindustrie wieder auf Rekordhöhe lag und die Auftragslage in Deutschland hervorragende Möglichkeiten für die Kapitalisten bieten, ist ihr Jammern über Gewinneinbrüche der letzten Monate absolut lächerlich!
Die Gewerkschaftsführung zum Kämpfen zwingen!
Wir von der Revolutionär-Kommunistischen Organisation zur Befreiung (RKOB) sagen: Es gilt jetzt starke Arbeitskämpfe zu organisieren, um den Kapitalisten die Zähne zu zeigen. Wir müssen ihre frechen Versuche, uns auch in Zukunft unter die anerkannte Inflationsraten zu prellen und andere Angriffe, resolut zurückschlagen. Es gilt genauso aber auch die Gewerkschafter am Verhandlungstisch massiv unter Druck zu setzen, sodass sie nicht wieder einmal einknicken sondern die Interessen der ArbeiterInnen durchzusetzen. Ein solcher Druck kann nur geschaffen werden mit kämpferischen Streiks, organisiert von der Basis der Gewerkschaften, den Arbeiterinnen und Arbeitern in den Betrieben und den kämpferischen Teilen der Betriebsräte.
Eine solche Streikbewegung müßte letzten Endes auch so viele Branchen wie möglich umfassen, denn je geeinter der Widerstand der ArbeiterInnen verläuft, um so leichter lassen sich die gewerkschaftlichen Forderungen umsetzen. Dazu braucht es den Aufbau von Streikkomitees in den Betrieben, die nicht von Bürokraten kontrolliert werden sondern demokratisch von den ArbeiterInnen selbst im Rahmen von Betriebsversammlungen gewählt werden und jederzeit abwählbar sind. Betriebsräte und führende Gewerkschafter können in solchen Betriebsversammlungen und Gewerkschaftstreffen unter Beweis stellen, dass sie sich tatsächlich für die Interessen der ArbeiterInnen einsetzen. Der erste Schritt auf diesem Weg ist eine Abstimmung von der Basis der Gewerkschaft und den Betrieben, einen solchen Streik zu beginnen und solange zu führen bis die Forderungen der Gewerkschaft errungen wurden.
Demokratische Abstimmungen, jederzeit abwählbare Streik- und GewerkschaftsführerInnen, kämpferische Betriebs- und Streikkomitees sind der beste Weg um in den Reihen der GewerkschaftsführerInnen und Betriebsräte die Spreu vom Weizen zu trennen und diejenige an den Verhandlungstisch und den Koordinationstreffen der Betriebe zu bringen, die tatsächlich die Interessen von uns ArbeiterInnen vertreten und diese nie verraten würden.
Auf diesem Weg können die Verhandlungen der Metaller nicht nur zu mehr Lohn und besseren Abschlüssen für uns ArbeiterInnen führen, sondern einen neuen Weg in den Gewerkschaften bestreiten. Sie können Gewerkschaften wieder zu dem machen, wozu sie in Wirklichkeit gedacht sind: Zu Kampfschulen der ArbeiterInnenklasse.
Quellen:
http://derstandard.at/1381368985144/Betriebsraete-trommeln-zum-Protest
http://derstandard.at/1381369248867/Betriebsraete-trommeln-zum-Protest
http://derstandard.at/1381368584680/Handels-KV-Erste-Runde-im-Ringen-um-mehr-Geld-und-Urlaub
http://derstandard.at/1381368487208/Industrie-will-Rauchpausen-als-Freizeit-rechnen
http://derstandard.at/1381368826766/Inflation-bringt-Lohnrunde-unter-Druck