Mary Harris und die „Wilden Weiber“

 

 

 

Kommentar von Rahime Berisha, RKO BEFREIUNG, www.rkob.net

 

Mit dieser Geschichte möchte ich euch erzählen, welche Einstellung eine Arbeiterkämpferin braucht. Wir sehen an diesem Beispiel, was Frauen leisten können, wenn man sie als gleichwertige Aktivistinnen zulässt behandelt. Soll euch die Geschichte so viel Kraft geben, wie ich bekommen habe, als ich mich über diese Frau informierte!

 

Mary Harris kam im Jahre 1840 als irisches Kind nach Amerika. Sie wurde Lehrerin, danach Näherin. Ihr Mann war ein Eisengießer. Ihr Mann und ihre vier Kinder starben an einer Gelbfieber-Epidemie. Sie wollte sich für die Arbeiterklasse einsetzen. Für die Bergarbeiter war sie immer da. Die Bergarbeiter nannten sie Mother Jones und sie nannte die Arbeiter in den Minen „ihre Jungen“. Ein Horror war sie nur für die Minen-Bosse.

 

Die Arbeitsbedingungen von den Bergarbeitern waren ungeheuer schlecht und vor allem gefährlich. Die Löhne waren niedrig. Die Bergarbeiter waren wütend und eines Tages im Jahre 1902 beschlossen sie, nicht in die Gruben zu fahren. Die Firma begann Streikbrecher zu holen, um die Arbeit fortzuführen. Mother Jones sagte den Männern, sie sollen einmal bei den Kindern bleiben und es den Frauen überlassen, mit den Streikbrechern fertig zu werden. Sie organisierte eine Armee von Hausfrauen, die mit nur Mops, Besen und Eimern ausgerüstet waren. Zu einem bestimmten Tag sollten sie als Armee gegen die Streikbrecher bei den Gruben vorgehen. Eine rothaarige Irin übernahm diesmal die Führung und führte die Frauen zum Berg. Als der Sheriff ihr an die Schulter klopfte und ihr dies ausreden wollte, schlug sie auf ihn ein, und befahl den Frauen auf die Streikbrecher loszugehen. , Die Frauen schlugen und traten auf die Streikbrecher ein bis alle Streikbrecher davon rannten und die Grube verließen.

 

Ein weiterer Streik fand statt. Bergarbeiter streikten für höhere Löhne und wieder gab es Streikbrecher, wieder standen verärgerte Frauen vor den Grubeneingang und buhten die Streikbrecher aus, die das Brot von den Mündern ihrer Kinder nahmen. So wie es immer schon damals üblich war, ließ der Boss alle Frauen verhaften wegen „Hausfriedensbruchs“.

 

Da riet Mother Jones den Frauen, dass sie ihre Babys und Kleinkinder mitnehmen sollen. Als die Frauen vor Gericht für 30-tägige-Haft verurteilt wurden und ihnen die Kinder abnehmen wollten, fingen die Kinder und Babys derart laut zu schreien an, dass man den Richter kaum hören konnte. Die Frauen wurden vom Richter gefragt ob die Frauen nicht jemanden haben, bei denen sie die Kinder lassen können. Da antworteten die Frauen „Arbeiterfrauen haben keine Nannys“. Nun wurden die Frauen mit ihren Babys und Kleinkindern zusammen in den Knast gesteckt. Als die Frauen in Polizeiwagen durch die Stadt fuhren, fingen sie an zu singen, eine große Menschenmenge folgte den Wagen und sangen mit. Von Mother Jones bekamen sie einen weiteren Rat was sie im Gefängnis tun sollten, wenn sie ihre Kinder zum Schlafen brachten. Als die Frauen nun im Gefängnis waren und nachts ihre Babys und Kleinkinder zum Schlafen brachten, sangen sie die ganze Nacht abwechselnd durch. Man verlangte von den Frauen aufzuhören, doch sie sangen weiter. Es kamen Beschwerden von nahen Hotels, Pensionen und Privathäusern. Da die Arbeiterinnen keine Nannys hatten, wie die Bürgerlichen, mussten sie sich selbst um ihre Babys und Kleinkinder kümmern, noch dazu im Gefängnis. Als „Wilde Weiber“ wurden die Frauen nur von den Bossen und Managern genannt, weil sie nicht aufzuhalten waren, mit nur Mops und Besen wussten sich die Frauen gegen die Streikbrecher und Managern zu wehren.

 

Mother Jones war nicht nur für die Bergarbeiter aktiv. Sie beteiligte sich auch bei Streiks in der Textilbranche. Bei einem Textilstreik mit 75.000 TeilnehmerInnen waren darunter 10.000 Kinder die mitstreikten, für ihre Rechte. Den Kindern fehlten oftmals mehrere Finger. Sie waren mager und gingen gebeugt. Mother Jones setzte sich für die Kinder ein, ebenso wie sie sich für migrantische Arbeiter einsetzte.

 

Bei einer ihrer Reden betonte sie, wie wichtig es ist, dass sich die ArbeiterInnen nicht spalten lassen sollen:

 

Brüder, ihr englischsprachigen Bergleute im nördlichen Kohlenrevier, habt euren südlichen Brüdern - die zu 70% nicht Englisch sprechen – versprochen, dass ihr sie bis zum Schluss unterstützen würdet. Nun verlangt man, dass ihr sie verratet und einen getrennten Vertrag macht.

 

Euer Gegner versucht euch zu besiegen, indem er euch auseinandertreibt, indem er Unterschiede zieht zwischen Norden und Süden, zwischen Amerika und Ausländern. Ihr seid alle Bergleute mit gleichem Ziel und gleichen Bossen. Die eiserne Ferse schmerzt jedes Fleisch gleichermaßen. Leiden, Hunger und das Wohl eurer Kinder binden enger als eine gleiche Sprache…

 

Wenn meine Klasse den Kampf um Gerechtigkeit führt…

 

kenn ich weder Osten noch Westen, Norden noch Süden. Wenn ich das Glück habe, zu erleben dass die Ketten der Industrie von jedem Arbeiterkind in Amerika entfernt werden…- wenn aber dann noch ein schwarzes Kind in Afrika gefesselt bleibt, dann fahr ich dorthin!“

 

Was lernen wir von Mother Jones und ihrer Rede?

 

Wir ArbeiterInnen schaffen es unsere Ketten zur zersprengen, nur wenn wir uns niemals von den Bossen spalten lassen! Seid keine Streikbrecher, sondern nimmt nehmt aktiv teil an den Streiks! Wir müssen uns gemeinsam gegen die Bosse wehren, so gewinnen wir!