Februar 1934 – Die niedergeschlagene Revolution

Fehlgeburt der „1.Republik“

 

Die Geschichte der ersten Republik Österreich ist die Geschichte einer Tragödie für die Arbeiterklasse und des Verrats der sozialdemokratischen Führer. 1918 zerfiel nach dem 1.Weltkrieg die Habsburgermonarchie Österreich-Ungarn. Die unterdrückten Völker gründeten ihre eigenen Staaten, teilweise unter Führung der Kapitalisten, teilweise unter Führung der Arbeiterklasse (z.B. Ungarn ab Frühjahr 1919). Genau wie in Sowjetrussland bildeten die Arbeiter und Arbeiterinnen auch in Österreich Räte und strebten danach ihre eigene Herrschaft zu errichten. Der fortgeschrittenste Teil der Arbeiterklasse gründetet die Kommunistische Partei, die sich, trotz ihrer zu geringen Verankerung, auf den Kampf um die Macht orientierte. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP, heute SPÖ), saß mit den österreichischen Kapitalisten in einem Boot und ging in die Räte hinein um sie aufzulösen und die Macht von ihnen dem bürgerlichen Parlament zu geben. Weil die Kommunistische Partei noch nicht einflussreich genug war, und teilweise ultralinke Schwächen hatte, gelang der Sozialdemokratie der Ausverkauf der österreichischen Revolution. Sie wurde als Dank, in die Regierung aufgenommen und stellte den Staatskanzler.

 

Nach 1919

 

Sobald die Kapitalisten vor der Revolution gerettet waren, waren sie aber nicht mehr bereit große Zugeständnisse an die sozialdemokratischen Führer zu machen. Sie warfen die SDAP aus der Regierung und bauten sogenannte Heimwehren (faschistische, Paramilitärische Einheiten) auf. Dies führte zu einer Radikalisierung auf Seiten der Arbeiterklasse. Unter dem Druck von unten stellte die SDAP den Republikanischen Schutzbund auf. Er sollte dazu dienen die bürgerliche parlamentarische Republik vor der bürgerlichen Reaktion zu schützen. Was für eine absurde Situation! Die Arbeiterklasse die in der bürgerlichen Republik ausgebeutet und unterdrückt wird ist die einzige soziale Kraft, die diese Republik verteidigt. Die Spannungen zwischen den Arbeitern, Arbeiterinnen und Unternehmern spitzten sich so weit zu, dass es 1927 zu einem Aufstand kam. Weil die bürgerlichen Gerichte mehrere Arbeitermörder freigesprochen haben, kam es zu Massenprotesten der Wiener Arbeiterklasse, die darin gipfelten, dass der Justizpalast angezündete wurde. Die Sozialdemokratischen Führer verrieten auch diesen Kampf, mit dem Ergebnis, dass die Kapitalistenklasse immer dreister wurde. Sie tastete sich vorwärts, und die sozialdemokratischen Führer wichen vor ihnen zurück. Die Kommunistische Partei von einem revolutionären zu einem stalinistischen Kurs abgekommen war und die Sozialdemokratie als „sozialfaschistisch“ bezeichnete, als Zwillingsgestirn des Faschismus, schaffte es auch nicht zu einer realen Alternative für die sich radikalisierenden sozialdemokratischen Arbeiter und Arbeiterinnen zu werden. Die Österreichische Arbeiterklasse wurde aktiver und strebte (subjektiv) in Richtung Machtergreifung, doch ihre Führer standen im Weg.

 

Der Weg in den Februar

 

1933 schaltete die Christlich-Soziale Partei (heute ÖVP) das Parlament aus, doch sie war nicht in der Lage alle demokratischen Freiheiten auf einmal zu beseitigen, die KPÖ wurde verboten, aber die SDAP nicht. Große Teile der sozialdemokratischen Basis hatten das Vertrauen gegenüber ihrer jämmerlichen Führung verloren, gleichzeitig nahm die Unterdrückung der Sozialdemokratie durch den bürgerlichen Staat zu. Waffenlager des Schutzbunds wurden ausgehoben und verschiedene Mitglieder verhaftet. Als am 12.Februar 1934 die Polizei ein Arbeiterheim in Linz, das Hotel Schiff, durchsuchen wollte wurden sie vom Schutzbund mit Kugeln begrüßt. Das löste den Aufstand in ganz Österreich aus, der sich aber vor allem auf die Industriegebiete beschränkte. Das Bundesheer, die Heimwehr und die Polizei hatten es nicht sonderlich schwer mit ihrem Mörderhandwerk. Der Schutzbund hatte viele Waffen verloren, die breite Mehrheit der Arbeiterklasse die 1927 noch für einen Schritt vorwärts zu haben war, war nun demoralisiert und nicht mehr für den Kampf zu haben. Die sozialdemokratischen Führer die den Kapitalisten den Arsch gerettet hatten wurden von denselben ins Exil oder Anhaltelager geschickt. Viele revolutionäre Kämpfer gingen in den Untergrund, hunderte wurden erschossen oder nach den Kämpfen gehängt, tausende mussten ins Anhaltelager. Im spanischen Bürgerkrieg, im Kampf gegen Francos Faschisten wurde auch eine österreichische Kompanie aufgestellt, die 12.Februar 1934 hieß. Viele revolutionäre Schutzbund-Angehörige kämpften in Österreich oder außerhalb gegen den Faschismus und für den Sozialismus, ihrer Opfer gedenken wir.

 

Unsere Lehre aus dem Februar 1934 ist:

  1. Auch wenn ein Kampf heroisch geführt wird, kann er wenn er zur falschen Zeit stattfindet zum Scheitern verurteilt sein. Den bewaffneten Aufstand muss die Mehrheit der Arbeiterklasse (zumindest mit Streiks) unterstützen, damit er erfolgreich sein kann.
  2. Zwischen uns und den sozialdemokratischen Führern fließt ein Strom von Blut, in dem sie früher oder später ertrinken werden.
  3. Es braucht eine konsequente bolschewistische Politik für unsere Klasse, die das auf und ab bis und auch nach der Revolution richtig deutet und den richtigen Weg einschlagen kann. Wir brauchen auch eine revolutionäre Partei die in den Massen verankert ist um siegen zu können.